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In unserem Land stehen aktuell 2,1 Millionen Angehörige und Vertraute ihren Lieben bei

Die erste repräsentative Studie der Schweiz zu Angehörigen und Vertrauten von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Stand by You zusammen mit dem Umfrageinstitut SOTOMO durchgeführt hat, zeigt eindrückliche Zahlen: 59 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in unserem Land war in ihrem Leben bereits einmal in der Rolle der Angehörigen oder Vertrauenspersonen von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Rund die Hälfte davon, nämlich etwa 2,1 Millionen Menschen, befindet sich aktuell gerade in dieser Rolle. Darum ist dieser Bericht auch eine Hommage an die vielen Menschen in unserem Land, die als Angehörige und Vertraute von Menschen mit psychischen Erkrankungen immer wieder Wege finden, ihren Lieben beizustehen.

Erste repräsentative Studie zu Angenörigen und Vertrauten von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Schweiz

Angehörige und Vertraute von Menschen mit psychischen Erkrankungen navigieren oft durch raue Gewässer. Und das nicht erst, seit die Krise in der psychiatrischen Versorgung zu einem der grossen gesellschaftlichen Themen der Gegenwart geworden ist.

Vor 25 Jahren schlossen sich ein paar regionale Angehörigenorganisationen zur VASK Schweiz zusammen. Die Angehörigenbewegung in der Schweiz war geboren. Die Organisation setzte wichtige Impulse – und unterstützte Angehörige schweizweit. Letztes Jahr hat die Dachorganisation beschlossen, das Erbe der VASK weiterzuentwickeln und einen Neuauftritt zu wagen: Mit neuem Namen, neuer Website und neuem Selbstverständnis tritt die Organisation ab diesem Jahr unter dem Namen «Stand by You Schweiz – Angehörige und Vertraute von Menschen mit psychischen Erkrankungen» auf. Ziele der Bewegung sind: Die Perspektive der Angehörigen und Vertrauenspersonen ver- mehrt sicht-, hör- und spürbar zu machen – und einen Beitrag zu leisten, um die Psychiatrie in der Schweiz nachhaltiger, wirksamer und menschlicher zu gestalten.

Die vorliegende Studie ist ein Stück Pionierarbeit. Wir haben in Zusammenarbeit mit Sotomo die erste repräsentative Studie zur Situation der Angehörigen und Vertrauten von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Schweiz durchgeführt. Die Resultate sind beeindruckend:

  • 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung kennt mindestens eine Person aus ihrem Umfeld, die schon einmal psychisch erkrankt ist. 73 Prozent kennt mehrere Personen.
  • 59 Prozent der erwachsenen Schweizer Bevölkerung (also rund 4,3 Millionen Menschen) war schon in der Rolle eines Angehörigen von einem psychisch erkrankten Familienmitglied oder hat eine psychisch erkrankte Person aus ihrem sozialen Umfeld aktiv unterstützt. Etwa die Hälfte davon, also rund 2,1 Millionen Menschen, sind aktuell in dieser Situation.
  • 96 Prozent der Menschen mit einer psychischen Erkrankung, die von Personen aus ihrem Umfeld unterstützt wurden, sehen die Unterstützung durch Angehörige und Vertrauenspersonen als wichtig an.
  • 58 Prozent der Menschen mit einer psychischen Erkrankung, die von Personen aus ihrem Umfeld unterstützt wurden, sagen, dass sie ohne diese Unterstützung zusätzliche professionelle Hilfe in Anspruch hätten nehmen müssen.
  • 68 Prozent der Angehörigen und Vertrauten, die Unterstützung leisten oder dies in der Vergangenheit getan haben, sagen, dass sie dies während mindestens einem Jahr getan haben. Ein Drittel leistete oder leistet diese Hilfe während mehr als fünf Jahren. Mit einer längeren Unterstützungsdauer steigt das Konfliktpotenzial zwischen Unterstützenden und Betroffenen.
  • 73 Prozent der Personen, die ein Mitglied der Kernfamilie unterstützen oder unterstützt haben, gaben an, dass die Un- terstützung für sie eine psychische Belastung ist oder war.
  • 37 Prozent der Unterstützenden erleben Angst und Sorge, dass sich die betroffene Person das Leben nehmen könnte.
  • 73 Prozent der Angehörigen und Vertrauten finden, dass sie von der Gesellschaft zu wenig Verständnis bekommen.
  • 53 Prozent der Angehörigen und Vertrauten sind der Mei- nung, dass es zu wenige spezifische Angebote gibt, um das soziale Umfeld von Personen mit psychischen Erkrankungen angemessen zu unterstützen. Besonders hoch ist der Be- darf nach verbessertem Zugang zu Informationen und Er- fahrungsaustauschen.
  • 36 Prozent der Menschen in der Schweiz geben an, als Kind miterlebt zu haben, wie ein Familienmitglied unter einer psychischen Erkrankung litt. 73 Prozent von ihnen gaben an, unter diesem Zustand gelitten zu haben. Das entspricht etwa 1,9 Millionen heute erwachsenen Menschen.