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«Spitäler und Kliniken sollten Angehörige in die Arbeit miteinbeziehen»

Die Erfahrungen und Wünsche von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen erhalten von der Gesellschaft zu wenig Anerkennung. Wo liegen die zentralen Probleme? Christian Pfister antwortet darauf in einem Interview mit www.competence.ch: «Darauf gibt es keine einfachen Antworten – die Probleme sind vielfältig. Eine aktuelle Studie von Stand by You zeigt auf, dass über vier Millionen Menschen in unserem Land die Rolle von Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen bereits einmal erlebt haben – über zwei Millionen von ihnen sind aktuell in dieser Rolle gefordert. Angehörige sind systemrelevant und entlasten das Gesundheitswesen durch ihr Engagement massiv. Dennoch war und ist das Thema kaum präsent. Es gab diesbezüglich bisher auch keine Daten. Angesichts der Bedeutung der Angehörigen ist das bemerkenswert – und auch ein Rätsel.»

«Es ist bewundernswert, wie Angehörige immer wieder Wege und Kraft finden, um ihren Betroffenen beizustehen»

«Angehörige sind bereits tagtäglich daran, die Krise fernab der Öffentlichkeit und der gesundheitsökonomischen Diskussionen zu meistern. Es ist bewundernswert, wie Angehörige immer wieder Wege und Kraft finden, um ihren Betroffenen beizustehen. Angehörige sind also mitten drin und insofern voll «integriert» – auch wenn das kaum gesehen, diskutiert und wertgeschätzt wird. Das Problem wird sich durch Wegschauen nicht von allein lösen. Wir brauchen Veränderung, ja soziale Innovation. Das mögen Kliniken wohl nicht gerne hören: Der Lösungsweg führt nicht daran vorbei, sozialpsychiatrische und ambulante Angebote für Betroffene und Angehörige auszubauen. Angebote sind gefragt, die sich nicht nur an ein paar Wochen Akutpsychiatrie, sondern am ganzen Lebensweg eines betroffenen Menschen ausrichten. Als Angehörigenbewegung Stand by You Schweiz wollen wir hierzu einen Beitrag leisten.» So Christian Pfister, Co-Präsident von Stand by You Schweiz.