zurück

Angehörige retten Meisterwerke der Aussenseiterkunst

In der Welt der Aussenseiterkunst ist das Werk der Künstlerin Gertrud Schwyzer einzigartig. Trotz Schizophrenie bewahrte sie sich die gestalterische Kraft der Kunst. Eine Nachfahrin hat mit grossem Engagement und Sachverstand ihr Werk gerettet.

«Hinter dicken Schichten von schwarzem Staub und Schimmel verbargen sich in zerfallenden Rahmen Meisterwerke»

„Solche Bilder sollten nicht in Krankenakten verschwinden, sondern gezeigt werden“, schreibt Johanna Schwyzer-Karl  im Vorwort zu ihrem Buch „Hochbegabt und schizophren“ über die Künstlerin Gertrud Schwyzer. Die Hartnäckigkeit und der Sachverstand von Johanna Schwyzer-Karl, einer Nachfahrin der Künstlerin, führten zur Wiederentdeckung eines Kunstschatzes. In der Welt der Außenseiterkunst nimmt die Zürcher Künstlerin Gertrud Schwyzer (1896–1970) eine Alleinstellung ein. Die in München ausgebildete Kunstmalerin ist heute bekannt für ihre schwebend leichten Zeichnungen und betörend realistisch-bunten Aquarelle, die in vier Jahrzehnten Unterbringung in einer Heilanstalt entstanden sind.

Dass die Bilder heute wieder ihre Kraft entfalten können, ist dem Engagement von Johanna Schwyzer-Karl und ihrem Mann Hans-Kaspar Schwyzer zu verdanken – Angehörigenarbeit der ganz besonderen Art: «Der Recherchestart gestaltete sich mühsam. Doch bereits Wenige Tage nach dem Ausstellungsbesuch nahm das Unterlangen eine gänzlich unerwartete Wendung, Anlässlich einer Sitzung des Stiftungsrates der Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung wurde in der familieneigenen Villa in Zürich im Quartier Enge, wo sich der Stiftungssitz befindet, über das Schicksal eines Konvoluts an Bildern beraten, das dort in einem Kellerraum lagerte und das wegen seines lamentablen Zustandes der Sperrgutabtuhr überantwortet werden sollte. Binige der Olbilder waren signiert. Und hier war sie wieder Gertrud Schwyzer. Mein Mann, Hans-Kaspar Schwyzer, war alarmiert. Er rief mich an und schickte Fotos. Die Bilder waren mehr als gut – hinter dicken Schichten von schwarzem Staub und Schimmel verbargen sich in zerfallenden Rahmen Meisterwerke. Nun galt es schnell zu handeln.»

Das Buch ist eine Hommage an eine grosse Künstlerin – aber auch ein Symbol für die Wertschätzung von Angehörigen für ein eindrückliches Kapitel Familiengeschichte, die durch psychische Erkrankung mitgeprägt ist.